In einer Welt, die sich immer schneller verändert, ist Fehlervermeidung keine Strategie mehr – sie ist ein Risiko. Unternehmen, die langfristig erfolgreich sein wollen, müssen sich einem unbequemen, aber zentralen Thema stellen: der Fehlerkultur. Was früher mit Scham, Angst oder Konsequenzen verbunden war, wird heute als zentraler Bestandteil moderner Führung und echter Teamperformance verstanden.
Doch was genau bedeutet „Fehlerkultur“ eigentlich? Und warum reicht es nicht, einmal im Jahr eine Fuckup-Night zu veranstalten? Dieser Beitrag richtet sich an HR-Verantwortliche, Change Manager:innen und Geschäftsleitungen, die nicht nur darüber reden möchten, sondern echten Kulturwandel gestalten wollen – gemeinsam mit ihren Führungskräften, Teams und der ME business group als strategischem Partner.
Was ist Fehlerkultur – und was nicht?
Fehlerkultur ist mehr als ein Buzzword. Sie beschreibt den bewussten, offenen und konstruktiven Umgang mit Fehlern in Organisationen. Es geht darum, Fehler nicht zu tabuisieren, sondern als potenzielle Lernquelle zu begreifen. Dabei unterscheidet die Wissenschaft drei Ebenen von Fehlern:
- Versehentliche Fehler (z. B. durch Informationsmangel)
- Innovationsbedingte Fehler (z. B. bei Pilotprojekten)
- Vermeidbare Fehler (z. B. durch Fahrlässigkeit)
Nicht jeder Fehler ist gleich – und nicht jeder sollte toleriert werden. Führung muss hier klar differenzieren: Welche Fehler sind erwartbar und sogar gewünscht (z. B. im Rahmen von Innovationsprojekten)? Und welche zeigen strukturelle oder disziplinarische Defizite auf? Nur wenn diese Unterscheidung transparent gemacht wird, entsteht psychologische Sicherheit – das Fundament jeder lernenden Organisation.
Warum wir Fehler verlernen müssen, um sie neu zu lernen
Die meisten Menschen haben über Jahre gelernt: Fehler bedeuten Bestrafung – in Schule, Ausbildung, im Beruf. Dieses Verhalten ist tief verankert und wird durch neurobiologische Prozesse (Amygdala-Reaktion bei Angst) noch verstärkt. Die Folge: Mitarbeitende vermeiden Risiken, decken Probleme zu oder schweigen – nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Selbstschutz.
Eine Studie von Amy Edmondson, Professorin an der Harvard Business School und Wegbereiterin des Konzepts der Psychological Safety, zeigt, dass in Teams mit hoher psychologischer Sicherheit häufiger Fehler zugegeben werden – nicht, weil mehr Fehler passieren, sondern weil offener darüber gesprochen wird. Und genau das ist der Hebel für nachhaltige Weiterentwicklung.
Quelle: Edmondson, A. (2019). The Fearless Organization. Creating Psychological Safety in the Workplace for Learning, Innovation, and Growth.
Leadership als Vorbild: Fehler beginnen oben
Eine gesunde Fehlerkultur beginnt nicht im Team – sondern in der Führungsetage. Wenn Führungskräfte erwarten, dass ihre Mitarbeitenden offen mit Fehlern umgehen, müssen sie selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Dazu gehört:
- Eigene Fehlentscheidungen offen benennen
- Transparent machen, was daraus gelernt wurde
- Fehler nicht als Karrierekiller brandmarken
- Raum geben für Reflexion und Feedforward (nicht nur Feedback)
Gerade in KMU und mittleren Unternehmen, wie wir sie bei der ME business group beraten, sehen wir, wie entscheidend diese Vorbildfunktion ist. Ein CEO, der offen über einen Irrtum spricht, sendet eine starke Botschaft – weit mehr als jeder Wert im Leitbild.
Fehlerkultur strategisch implementieren: Der Weg vom Event zur Haltung
Viele Organisationen starten ihre Auseinandersetzung mit Fehlerkultur über symbolische Events – wie Fuckup-Nights oder internen Lernformaten. Das ist ein guter Anfang. Doch Kultur entsteht nicht durch einmalige Maßnahmen, sondern durch Konsistenz, Kommunikation und Klarheit.
Unsere Praxisempfehlungen aus der Begleitung zahlreicher Unternehmen:
1. Führungskräfte befähigen:
In interaktiven Trainings, z. B. im Programm MEvelopment, lernen Führungskräfte, wie sie psychologische Sicherheit im Team aktiv fördern können. Es geht um konkrete Tools: von Feedbackmethoden über Fehlerklassifikation bis zur konstruktiven Gesprächsführung.
2. Klare Regeln im Umgang mit Fehlern definieren:
Was ist ein tolerierter Fehler? Welche Konsequenzen hat fahrlässiges Handeln? Diese Fragen müssen schriftlich und verständlich beantwortet sein – z. B. im Rahmen eines Leadership Codex oder in der Teamvereinbarung.
3. Fehler als Teil der Lernkultur integrieren:
Mithilfe von Retrospektiven, Lessons Learned Sessions und kollegialer Beratung können Teams lernen, sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Wichtig ist: der Prozess zählt, nicht die Schuldfrage.
4. Strukturelle Anker schaffen:
Fehlerkultur gehört nicht in die Kaffeeküche – sondern in Zielvereinbarungen, Mitarbeitergespräche, Performance Reviews und Innovationsprozesse. Nur so wird sie Teil der Unternehmens-DNA.
Warum sich Fehlerkultur wirtschaftlich lohnt
Fehlerkultur ist kein weicher Faktor – sie hat handfeste betriebswirtschaftliche Auswirkungen:
- Innovationsfähigkeit steigt: Laut einer Studie des Instituts für deutsche Wirtschaft (IW Köln, 2023) sind Organisationen mit ausgeprägter Fehlerkultur bis zu 25 % innovationsstärker.
- Produktivität steigt: Teams, die angstfrei arbeiten, bringen Ideen ein, stellen Rückfragen und übernehmen Verantwortung – das zeigt sich direkt in Output und Qualität.
- Retention verbessert sich: Gerade junge Fachkräfte (Gen Z & Y) suchen nach Sinn, Feedback und psychologischer Sicherheit – Fehlerkultur ist für sie ein entscheidender Faktor für Arbeitgeberattraktivität.
Quelle: IW Köln (2023). Fehlerkultur in deutschen Unternehmen: Hemmnisse und Hebel für mehr Innovation.
Fazit: Fehler als Zukunftskompetenz begreifen
Fehlerkultur ist kein Trend – sie ist ein Spiegel der Reife einer Organisation. Wer in der Lage ist, offen mit Fehlern umzugehen, schafft Vertrauen, fördert Innovation und entwickelt Teams, die Verantwortung übernehmen.
Die ME business group begleitet Unternehmen auf diesem Weg – von der strategischen Analyse bis zur Umsetzung konkreter Formate. Wir glauben: Die großen Benefits der Zukunft sind nicht Obstkörbe oder Kickertische. Es sind Vertrauen, Haltung und ein Umfeld, in dem man wachsen darf – auch durch Fehler.
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